Das Glockenspiel von Sankt Marien
1508 wurde der Dachreiter wegen eines Brandes neu aufgebaut, und so wurde dort auch gleich ein Glockenspiel eingebaut. Zu dem Glockenspiel gehören sieben Glocken. Die größere ist die Stundenglocke, sie hing in der Mitte. Um sie herum hingen die sechs kleineren ( das eigentliche Spiel ). Diese Glocken sind abgestimmt auf die Töne b, c, d, es, f, g. Die größte unter diesen sechs schlägt auch die Viertelstunden und die zweitgrößte von ihnen die halben Stunden. Das Glockenspiel wurde 1508 - 1510 von dem Lübecker Glockengießer Hinrich von Rampen geschaffen worden, und war so damals das älteste erhaltene Glockenspiel. Unter dem Dachreiter auf dem hohen Gewölbe befand sich die größte Spielwalze. Man konnte aber auch bei besonderen Anlässen das Glockenspiel selber spielen. Es gab verschiedene Glockenspiele zu verschiedenen Anlässen:
1. Advent bis Weihnachten
halb: Macht hoch die Tür, die Tore macht weit
voll: Nun kommt der Heiden Heiland
Weihnacht bis Lichtmeß ( 2. Februar )
halb: Gelobet seiest du, Jesus Christi
voll: Lobt Gott ihr Christen allzu gleich
( 2. Februar ) Lichtmeß bis Sonntag Invocavit?
halb: Christus, der ist mein Leben
voll: Erhalt uns Herr bei deinem Wort
Sonntag Invocavit? bis Ostern
halb: Ein Lamm geht hin
voll: Herzgeliebter Jesu, was hast du verbrochen
Ostern bis Himmelfahrt
halb: Meinem Jesum lass ich nicht
voll: Nun freut euch liebe Christenheit
Himmelfahrt bis Pfingsten
halb: Der Herr fährt auf zum Himmel
voll: Nun freut euch liebe Christenheit
Man kann täglich und halbstündlich das Glockenspiel von Sankt Marien hören. Diese Tradition wurde durch den zweiten Weltkrieg lange unterbrochen, denn das Glockenspiel wurde durch die Bomben zerstört. Das neue Glockenspiel kommt von der Danziger Katherinkirche. Man hatte das Glockenspiel auf dem Hamburger " Glockenfriedhof " gefunden wo die Glocken eingeschmolzen werden sollten, und so bekam Lübeck die Glocken geschenkt. Auch die drei größeren Glocken in der Marienkirche kommen aus Danzig ( eine aus St. Marien und zwei aus St. Johann ). 1951 stiftete Konrad Adenauer die große Pulsglocke. 1985 wurde von der Firma Bachert drei neue Glocken für das Mariengeläut gegossen, und so war das Geläut wieder vollständig.
Beiern ist eine besondere Form des Glockenspiels,
die sehr viel Kraftarbeit und auch viel Gefühl verlangt.
Die Glockenspieler schlagen mit Hilfe von Seilen zentnerschwere Klöppel gegen die ruhig hängenden Kirchenglocken.
Beim Beiern werden manchmal die Glocken auch mit einer Art Hammer auf den äußeren Rand angeschlagen.
Die ertönende Melodie verkündet, daß das Pfingstfest gefeiert wird.
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